Gründung & Anfänge
Mit der in den 1950er Jahren begonnenen Erschließung des Dachsteinplateaus für den Tourismus - besonders des Ausbaus für den Wintersport - nahm auch die Anzahl an Bergunfällen sprunghaft zu. Im Jahre 1952 wurde die Ortsstelle um Johann Staudinger, auf Initiative vom Hüttenwirt und Schilehrer Sepp Schilcher gegründet. Sieben Gründungsmitglieder bauten den Bergrettungsdienst, mit einfachsten Mitteln, in Obertraun auf.
Unmittelbar in die Aufbauzeit fiel zu Ostern 1954, als herausragender Einsatz der Ortsstelle, die Großsuchaktion nach den im orkanartigen Schneesturm verunglückten 13 Heilbronner Lehrern und Schülern. Dieses Bergunglück ist als Dachstein Tragödie in die Alpingeschichte eingegangen.
Nach der Tragödie wurden in den 1960er und 1970er Jahren die Ausbildung und Ausrüstung verbessert. In dieser Zeit waren die ersten Funkgeräte eine Errungenschaft.
Neue Herausforderungen & Einsatzbereiche
Durch neue Sportarten veränderte sich das Einsatzgeschehen laufend, in den 1980er und 1990er Jahren wurde zu ersten Paragleiter Unfällen ausgerückt.
Als Ende der 1990er Jahre das Klettersteiggehen zum Trendsport wurde und zwischen Hallstatt und Obertraun der Seewand- Klettersteig errichtet wurde, kamen zahlreiche Einsätze in diesem Bereich dazu. Für schwierige Bergungen mit Seil-Flaschenzügen wurden am Ausstiegsbereich Fixpunkte montiert und die Bergungen intensiv geübt.
In den Wintermonaten erfreute sich das „Freeriden“ am Krippenstein zunehmender Beliebtheit. Die „Freeride Arena Krippenstein“ erlangte Anfang der 2000er Jahre, aufgrund der einzigartigen Topographie und Schneesicherheit, besondere Bekanntheit. Doch gerade die Karstlandschaft, mit seinen zahlreichen Höhlen und Dolinen, führte leider zu vermehrten Dolinenstürzen. In dieser Zeit wurden markante Dolinen per GPS Koordinaten aufgenommen und auch spezielle Bergetechniken entwickelt. Generell ist seit dieser Zeit die Arbeit mit GPS Koordinaten, egal auf welche Art, ein sehr wichtiger Bestandteil der Bergrettung.
Zum Schutz der eigenen Mannschaft, wurden nach einigen Lawineneinsätzen im Jahr 2010 die ersten Lawinenairbags angekauft. Diese sind seit dieser Zeit ein zusätzlicher Personenschutz zum LVS (Lawinenpieps), Schaufel & Sonde, bei Einsätzen und Touren.
Als im Jahr 2016 der „Nordwand-Klettersteig“ (Schwierigkeitsgrad D/E) am Krippenstein eröffnet wurde, waren es vor allem die teilweise überhängende Wände und extrem exponierte Stellen, die zu neuen Herausforderungen führten. Für Bergungen aus diesen Stellen wurden hierzu 300 Meter lange Dyneema Seile angeschafft.
Stützpunkt am Krippenstein, Fahrzeuge & Einsatzzentrum
Im Jahr 2000 konnte eine alte Lifthütte umgebaut werden und dient hier bis heute als Stützpunkt für Einsätze und Übungen. Auch die Bereitschaftsdienste im Winter werden von hier geleistet.
Im Jahr 2013 wurde für die Ortsstelle das 1. Fahrzeug angeschafft. Zur Erleichterung von Bergungen auf- und abseits der Skipiste, wurde ein Skidoo gekauft.
Um auch im Sommer im Ernstfall schneller den Einsatzort erreichen zu können, wurde 2017 ein Einsatz-Quad angeschafft. Dieser ermöglicht es auch über schmale Wege, oder aber zum Beispiel auch über die Skipiste bis auf den Krippenstein zu Einsatzorten zu gelangen.
Nach einer intensiven Planungsphase konnte 2017 auch der Spatenstich zum neuem Stützpunkt im Tal gefeiert werden. Neben zahlreichen Einsätzen, Übungen und Veranstaltungen wurde in kurzer Bauzeit das Einsatzzentrum, mit großen Eigenleistungsanteil errichtet.
Gemeinsam mit den Kameraden der Feuerwehr Obertraun, wurde im Frühjahr 2019 das neue Einsatzzentrum bezogen. Dieses Gebäude bietet nun ein perfektes Umfeld für die vielseitigen Tätigkeiten der Bergrettung. Zuvor war die Ortsstelle im Keller des Gemeindeamtes eingerichtet.
Kurz nach dem Einzug ins neue Heim, wurden auch die „alten“ analogen Funkgeräte ersetzt und komplett auf Digitaltechnik umgestellt.
In den nunmehr über 70-jährigen Bestand der Ortsstelle, ist der Mitgliederstand auf ca. 40 aktive Bergretter/innen angewachsen, die alljährlich zu einer Vielzahl von Bergungs- und Sucheinsätzen ins großflächige Dachsteinplateau und die weitere, Obertraun einrahmende Bergwelt gerufen werden.
Ortsstellenleiter der Bergrettung Obertraun
1952 - 1957 Gründer Johann Staudinger
1957 - 1972 Walter Höll
1972 - 1987 Fritz Hinterer
1987 - 1993 Stefan Höll
1993 - 2014 Alfred Höll
Am 17. Mai 2019 war es endlich soweit - das Einsatzzentrum Obertraun, in der die Bergrettung Obertraun gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr seither beheimatet ist, wurde eröffnet.
Wie unser neues Zuhause entstand...
Die Errichtung des neuen, für den Ort und die Einsatzorganisationen so wichtigen Einsatzzentrums, wurde großteils vom Land Oberösterreich finanziert. Allen Verantwortlichen sei an dieser Stelle ein großer Dank ausgesprochen!
Zur Finanzierung des neuen Einsatzzentrums der Gemeinde Obertraun, mussten aber auch von den zwei Einsatzorganisationen, Feuerwehr und Bergrettung, hohe Eigenleistungen eingebracht werden. Ermöglicht wurde dies einerseits durch Spenden, ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an alle Gönner, sowie durch Arbeitsleistungen am Gebäude selbst. Einen großen Teil stellt hierbei der fast 800m² große Warmdachaufbau dar, der komplett in Eigenleistung erbracht wurde, sowie auch größere Eigenleistungen im Installations- u. Schlossergewerk. Danke an alle fleißigen Helfer!